OLDIES
Franz Schöler ist seit über
40 Jahren aufmerksamer
B eobachterder M usiksze-
ne. In STEREO kommen-
tiert er neu erschienene
Aufnahmen der Rock- und
Popgeschichte.
Derek & The Dominos
LAYLA AND OTHER ASSORTED
LOVE SONGS -
40
TH ANNIVESARY
ULTIMATE COLLECTOR’S EDITION
Polydor 4 CDs (2S2') * OVD Audio
♦ 2 LPs (p) 1970; Preis: zirka 95 Euro
Auch als DoppelTP erhältlich
REPERTOIREWERT
★ ★ ★ ★ • <
ÜBERSPIELQUALITÄT ★
Keines der für „audiophile“ Ambi-
tionen bekannten Labels hat je
ernsthaft versucht, Eric Claptons
magnum opus durch Remastering
edlen Wohtklang anzuerziehen.
Erstmals klanglich dramatisch „ent-
Sim on & Garfunkel
!
SOUNDS OF SILENCE
a
Audio Fidelity/www.sieveking-sound.de
I
CD (p) 1966
Auch als LP erhältlich
3
REPERTOIREWERT
★ ★ ★ V
J
ÜBERSPIELQUALITÄT ★
PARSLEY, SAGE, ROSEMARY.
Audio Fidelity/www.sieveking-sound.de
CD (p) 1966
Auch als LP erhältlich
REPERTOIREWERT
★ ★
*
ÜBERSPIELQUALITÄT ★ ★ ★ ★
BRIDGE OVER TROUBLED WATER
-
40
TH ANNIVERSARY EDITION
Sony Legacy 2 CDs (97'j • DVD (p) 1970
„Normale Version" auch als LP erhältlich
REPERTOIREWERT
ÜBERSPIELQUALITÄT ★
Das Lied übg r die Huren von der Se-
venth Avenue, bei denen er in sei-
ner Einsamkeit manchmal Trost ge-
schlackt“ , nicht mehr so überaus
kompakt und basslastig, sondern
differenziert im Klangbild, prasen
tierte das Großwerk sich auf der My
brid-SACDvon
2 0 0 4
im kompletten
Surround-Hochbit-Remix.
Klanglich entsprechend ehrgeizig
generalrenoviert findet man „Layla
And Other Assorted Love Songs“
neuerdings auf einer DVD-Audio.
Diese befindet sich allerdings nur
auf der opulent aufgemachten Su-
per Deluxe Edition (davon profitie
ren also nicht andere Versionen der
Neuauflage wie die Standard-CD
oder das
2
-CD-Deluxe-Set). Auf der
DVD-Audio gibt es keine teils extre-
men Ping-Pong-Stereo-Mixes mehr,
die „rhythm section“ ist nicht mehr
massiv überbetont, stattdes-
sen hat man so etwas wie ei-
ne Ahnung von lichten Klang-
räumen. Wer das alles lieber
in der ursprünglichen Abmi-
schung - jetzt zum x-ten Ma-
le, aber ohne (!) absurde
Kompression remastered -
hören möchte, kann das na-
türlich auch. So gibt man sich
gegenüber den jegliche Re-
mixes als Teufelszeug ver-
dammenden Puristen keine
Blöße. Zumindest was das
sucht habe, wurde eines der popu-
lärsten in Paul Simons Repertoire.
Als das Duo „The Boxer“ erstmals
im Laufe einer
1 6
-Slädte-Tournee
vor
der
Veröffentlichung
von
„Bridge Over Troubled Water“ vor-
trug, enthielt der Song eine ganze
Strophe mehr. Die endete mit dem
Vers „After changes we are more or
less the same“ . Was man bei Paul
Simon auch als traurige Erkenntnis
und Resignation deuten konnte.
Opus
5
wurde zur weitaus erfolg-
reichsten Platte der beiden. Von der
Folk Music der frühen Jahre, auf
„Sounds Of Silence“ und auch auf
„Parsley, Sage, Rosemary & Thyme“
noch weithin Stil und Programm
(beide neuerdings exzellent remas-
tered auf den Audio-Fidelity-CDs,
klar besser als die Anesini-Über-
spietungen von
2 0 0 1
), hatte man
sich endgültig verabschiedet.
Der Gospelsong „Bridge Over
Troubled Water“ , der dem Album
den Titel gab, brachte Trost in
schweren Zeiten. Auf der Bonus-
DVD dokumentiert das CBS-TV-
Special „Songs of America“ diese
Ära mit historischem
1 6
-mm- und
Amateur-Filmmaterial. Allerdings
Original Album .ingeht. Denn bei
den Zugaben, die übrigens auch auf
der
2
( Ü-Deluxe Edition enthalten
sind, sprich Outtakes und die in
London produzierten Aufnahmen
zum zweiten, dann nie realisierten
Studio Projekt der Band, handelt es
sich natürlich um neueste Remixes.
(,,ir nie ht übel klingtauch das, was
man von den Auftritten in der
johnny Cash-Show seinerzeit in Li-
zenz übernahm.
Die Super-Deluxe-Variante konnte
mitsamt der Vinyl-LP, dem großfor-
maiigen Hardcover-Buch und dem
kompletten, ebenfalls remasterten
Fillmore-East-Konzert unmöglich als
Sonderangebot kommen. Dieses
Boxset ist zudem limitiert.
ging von den politischen Fragen, mit
denen sich die beiden während der
Ses-sions beschäftigten, in die
Songs der LP nichts ein. Im Laufe
der „Making of“ -Dokumentation
„The Harmony Game“ auf derselben
DVD darf man darüber staunen, was
Roy Halee für die LP alles an Ideen
für dieses tonmeisterliche Wunder-
werk einfiel. „The Boxer“ (Art Gar-
funkel: „a magnificent labor of
love“) steht exemplarisch dafür, wie
- so Michael Hill in den Liner Notes
- zumindest dieses Mal Sound für
Paul Simon den Vorrang vor dem er-
zählerischen Aspekt gewann.
Das Sahneteil der Jubiläumsaus-
gabe ist der vorher nur in USA er-
hältliche „Live ‘
6 9
“ -Mitschnitt. Aus
sechs der Konzerte hat man eine
Auswahl von
17
Songs getroffen, bei
denen das Duo von denselben
Cracks wie bei den langen Studio-
Sessions begleitet wurde. Roy Ha-
lee zeichnete auch auf, wie sich die
beiden in schönster Harmonie vor
ihren Idolen verneigen: Eine ver-
gleichbar intime Hommage an die
Everly Brothers wie hier mit „That
Silver-Haired Daddy Of Mine“ boten
sie später nur selten.
Pearl Jam
VS./VITALOGY - DELUXE EDITION
Epic Legacy 5 CDs
(204')
REPERTOIREWERT
ÜBERSPIELQUALITÄT ★
Die Tatsache,
dass sich das
Debüt
von
Pearl Jam (zu-
mindest im ei-
genen
Land)
noch weit bes-
ser verkaufte
als
„Never-
mind“ , das ein
jahr zuvor den
Erfolg von Grunge Rock aus Seattle
einleitete, provozierte Curt Cobain
zu der Bemerkung, die Kollegen be-
trieben den kommerziellen Ausver-
kauf dieser Musik. Für Songs von
„Vs.“ ließen sie sich tatsächlich
auch mal von Led Zeppelin inspi-
rieren (unverkennbar bei „Ani-
mal"). Eindrucksvoll kamen Eddie
Vedders Sangeskünste auch bei
folkrockigem Material wie „Daugh-
ter“ zur Geltung. Hier wie auch
beim
Folge-Album
„Vitalogy“
scheint gelegentlich „Led Zeppelin
III“ die Blaupause gewesen zu sein.
Die Band hatte es binnen Jahres-
frist zu so immenser Popularität ge-
bracht, dass neben ausgedehnten
Tourneen kaum Zeit für ausufernde
Studio-Sessions blieb. Die Remas-
ter-Ausgaben der beiden in einem
Set zusammengefassten Platten
präsentieren gerade mal eine Hand
voll unveröffentlichter Aufnahmen.
Wobei das als Demo bezeichnete
„Hold On“ de facto ein komplett
realisiertes Stück Akustik-Folk ist
und die Alternativversion von „Cur-
doroy“ eine mindestens so hoch-
karätige Interpretation darstellt wie
das abgesegnete Take.
Von einer Band, die von MTV so-
fort förmlich adoptiert worden war,
sollte man annehmen, dass sie
wichtige Konzerte immer von einem
Kamerateam dokumentieren ließ.
Die Zugabe hier ist aber keine DVD,
sondern der Mitschnitt des legen-
dären Auftritts im Orpheum Theatre
in Boston im April
1 9 9 4
. Vedders
Deutung von „Not For You“ liefert
jener Fraktion Argumente, die Pearl
lam schon immer als größere Live-
denn
Studio-Band
betrachtete.
Auch „Daughter“ stützt diese The-
se. Eher ungewöhnlich ist, dass
man im Set keine Liner Notes fin-
det, war doch „Vitalogy“ eine der
ganz großen Platten der Band.
* * * * * hervorragend I * * * * sehr gut I * * * solide I * * problematisch! * schlecht
6/2011 STEREO 135
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